Mark Zuckerberg verkündete Oktober 2021 bei der Entwicklerpräsentation Facebook Connect 2021 der Welt, dass Facebook als Mutterkonzern von nun an in Meta umbenannt wird. Der Grund für diesen Schritt war, dass der Tech-Gigant sein Augenmerk nicht mehr auf Social Media, sondern auf die Entwicklung eines Metaversums richten würde. Diese Stellungnahme löste weltweit Diskussionen über das Konzept Metaverse aus, die bis heute anhalten.
Was ist das Metaverse?
Der etymologische Blick auf das Wort “Metaverse” zeigt uns, dass es aus “meta-”, der griechischen Vorsilbe für “jenseits”, und “verse”, abgeleitet vom Wort “Universum”, besteht. Metaverse bedeutet also “jenseits des Universums”, gemeint ist natürlich das physikalische Universum. Per definitionem ist Metaverse ein digitaler Raum, der aus einer oder mehreren Handlungsräumen besteht. Dabei wirken virtuelle, erweiterte und physische Realitäten zusammen und kreieren eine simulierte Parallelwelt im Internet. Diese verspricht den Nutzern gemeinsame Interaktion sowie das Erleben von Informationen, Inhalten und Aktivitäten über digitale Tools.
Der Ursprung des Konzepts
Die Idee des Metaverse wurde erstmals im Genre Science Fiction behandelt. In den einzelnen Werken werden unterschiedliche, immersive Welten dargestellt, die parallel zur realen Welt existieren. Zu den besten Beispielen hierfür gehören William Gibsons Roman Neuromancer, der 1984 veröffentlicht wurde, sowie die Filme Tron aus dem Jahr 1982 und Total Recall aus dem Jahr 1990. Der Begriff “Metaverse” selbst wurde erstmals 1992 von Neal Stephenson in seinem Science-Fiction-Roman Snow Crash verwendet. Die Geschichte ist eine anarcho-kapitalistische Dystopie, die in Los Angeles in einer nicht allzu fernen Zukunft spielt. Menschen, die vom dunklen Alltag fliehen wollen, suchen Zuflucht im Metaversum und agieren mit ihren Avataren in der digitalen Parallelwelt.
Gaming in der Vorreiterrolle
Die Gaming-Industrie ist der erste Sektor, der die Idee der Metaverse verwirklicht hat. Pionier in dieser Hinsicht ist der Spieleentwickler Richard Garriott. Als erste Person in der Geschichte umschrieb er 1997 sein selbst entwickeltes Online-Rollenspiel Ultima Online mit dem Begriff Metaverse. 2003 folgte die erste virtuelle 3D-Onlinewelt Second Life von Linden Lab. Die Nutzer interagieren hier über Avatare und schaffen sich eine eigene virtuelle Welt, in der sie miteinander kommunizieren, Handel treiben und spielen. Die Kommunikation findet über einen öffentlichen und privaten Chat sowie mündlich über das interne Second Talk statt. Das Programm wurde bereits für Schulungen, Vorlesungen und Live-Konzerte genutzt. Darüber hinaus ist Second Life in den realen Wirtschaftskreislauf eingebunden, da seine virtuelle Währung in US-Dollar umgetauscht werden kann. 2006 erfolgte der nächste Schritt. Roblox eroberte den Markt und löste einen neuen Hype aus. Das Produkt von Roblox Corporation ermöglicht seinen Nutzern die Erstellung von eigenen Computerspielen und anderen Spielinhalten. Diese können kostenlos oder für die virtuelle Währung Robux anderen Nutzern angeboten werden.
VR, AR und Blockchain
Wichtige Technologien, die zur Weiterentwicklung des Konzeptes Metaverse im letzten Jahrzehnt beigetragen haben, sind Virtual Reality (VR) und Augmented Reality (AR). Über innovative Tools unterstützen sie die Beweglichkeit in der virtuellen Umgebung und ermöglichen realitätsnahe Sinneserlebnisse. Obwohl beide Technologien lange Zeit in der Entwicklung waren, gelang ihr Durchbruch relativ spät. Die Markteinführung der VR-Brille Oculus Rift in 2013 machte die Massen mit VR bekannt. Nun waren die Nutzer in der Lage, sich in immersiven Räumen aus der Erste-Person-Perspektive zu bewegen. Der Durchbruch von AR erfolgte drei Jahre später, als Pokémon GO veröffentlicht wurde. Niantics Adaptation des populären Animes lockte zahlreiche Menschen rund um den Globus auf die Straßen, um Pokemon mithilfe des Smartphones und der AR-Technologie zu fangen. Somit haben die Nutzer sich auch an die computergestützte Erweiterung der Realität gewöhnt.
Essentiell für die Weiterentwicklung des Metaverse ist zudem die Blockchain-Technologie. Diese ist an sich nichts anderes als eine große digitale Datenbank über dezentrale Aufzeichnungen von Transaktionen, die unveränderbar sowie für jeden Nutzer erreichbar ist. Der Zahlungsverkehr und Warenwechsel erfolgt meist über Kryptogelder und Non-fungible Tokens (NFT). Letztere sind eine Art digitale Besitzurkunden. Der globale Erfolg der Blockchain vollzog sich 2017 infolge des Dapper Labs Release von CryptoKitties, das sich innerhalb kürzester Zeit zum viralen Hit entwickelte. Das simple Online-Spiel basiert auf die Blockchain Ethereum und erlaubt Handel über die Kryptowährung Ether.
Metaverse heute
Die wachsende Bekanntheit der VR- und AR-Technologien sowie der Blockchain steigerte das Interesse für Metaversen. Angebote wie Roblox, The Sandbox und Decentraland, die zu den erfolgreichen Produkten mit Metaverse-Eigenschaften in der Technologie-Branche zählen, haben ihre Fangemeinde in den letzten Jahren vergrößert. Sie bieten eine alternative virtuelle Welt mit einem eigenen sozialen Netzwerk und Wirtschaftssystem an. Nutzer können hier neue Kontakte knüpfen, spielerisch eigene Inhalte erschaffen und damit verhandeln und gar in Kryptocoins investieren.
Darüber hinaus haben einige Erfolgsspiele einen neuen Kurs eingeschlagen und sich an das Metaverse-Konzept gewagt. Ein Beispiel hierfür ist Epic Games Battle-Royal-Spiel Fortnite. Spieler dürfen im Kreativmodus inzwischen eigene Inhalte produzieren. Dazu unterstützt Epic Games soziale Events in der Fortnite-Welt, unter anderem auch Live-Konzerte der Weltstars wie Travis Scott und Ariana Grande. Auch anpassungsfähige Klassiker fühlen sich mit der Metaverse-Idee wohl. Dazu zählt die iGaming-Branche, deren Konzept des digitalen Casinos durch die kontinuierliche Integration neuer Technologien wie App-Nutzung, VR und digitale Zahlungsangebote gekennzeichnet ist. Die Produktpalette rund um Automatenspiele und klassische Kartenspiele ist stets auf dem neuesten Stand, weshalb Nutzer im Internet vermehrt auf Online-Casinos auf Basis von Metaverse treffen.
Zukunftsaussichten
Obwohl heute mehr Menschen sich für Metaverse-ähnliche Produkte interessieren, ist der Medienrummel, den Mark Zuckerberg mit seinem Statement ausgelöst hat, vorbei. Denn es ist offensichtlich, dass Metaverse noch in den Kinderschuhen steckt. Probleme, wie begrenzte Rechenleistung und teure Hardware, schränken die Reichweite der Angebote auf dem Markt ein und verhindern eine reibungslose Interneterfahrung. Damit Metaverse sein volles Potenzial entfalten kann, muss die Technologie-Branche in vielen Bereichen ihre Kapazitäten vergrößern und weitere Innovationen einführen. Des Weiteren bestehen zahlreiche offene Fragen in Bezug auf Identitätsschutz, Moderation von Inhalten und gesetzliche Regelungen. Doch die Erfolgserlebnisse in der Vergangenheit hinsichtlich der technologischen Entwicklungen und der menschlichen Anpassungsfähigkeit erlauben einen optimistischen Blick auf die Zukunft. Weiterhin ist anzunehmen, dass sich Veränderungen und Weiterentwicklungen durch Metaverse sich nicht nur auf die Gaming-Industrie begrenzen, sondern auch Bereiche wie Entertainment und Immobilien drastisch umfassen werden.
Schlussendlich wird deutlich, dass das Konzept Metaverse ein immenses Potential hat, unsere Welt zu verändern. Noch müssen zahlreiche Herausforderungen gemeistert werden, um die reibungslose Umsetzung der Idee zu gewährleisten. Die Gaming-Branche zählt in der Hinsicht zu den Pionieren. Von Rollenspielen bis hin zu Online-Casinos haben zahlreiche Bereiche den Weg in Richtung Metaverse eingeschlagen. Welche Akteure des Weltmarktes einen ähnlichen Schritt wagen werden, wird sich in wenigen Jahren sicherlich zeigen.